Einsatzübung Seniorenheim
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Quelle Text: Dingolfinger Anzeiger 14.05.2024 Monika Ebnet
Fotos: Monika Ebnet und Feuerwehr Reisbach
Rauch im Seniorenheim St. Josef
Über 80 Einsatzkräfte evakuieren einen Gebäudeflügel
Blinkende Rauchmelder im ganzen Haus, ein alarmierendes Piepsen und dann zieht auch noch Rauch den Gang entlang. Groß war die Aufregung im Kreisseniorenheim am vergangenen Freitag.
Schon vorab wurden die Bewohner über die angesetzte Übung der Freiwilligen Feuerwehren informiert. Doch als es dann so weit war, ging der Puls trotzdem nach oben. Das Mitarbeiterteam um Einrichtungsleiterin Marina Steinberger hat die Bewohner allesamt in die entsprechenden Aufenthaltsräume gebracht. Bewohner, die vom Übungsgeschehen außen vor sein wollten, kennzeichneten dies mit einem großen Stoppschild an der Tür.
Die zu rettenden Personen wurden allesamt durch Statisten gekonnt gespielt. Ob als ältere Person, die auf den Rollstuhl angewiesen ist, eine bettlägerige Person oder eine an Demenz erkrankte Person – jeder Einzelne forderte die Einsatzkräfte.
Doch von vorne. Das Kreisseniorenheim St. Josef ist natürlich mit neuesten Brandmeldern ausgestattet. Schon mehrmals war man zum Einsatz gerufen worden. Sind es oftmals nur Fehlalarme, so konnte erst im vergangenen Jahr ein Flämmchen im Keim erstickt werden und damit ein Unglück größeren Ausmaßes verhindert werden. Bei der Übung, die von Peter Jobst und seinem Stellvertreter Rudi Madinger jun. in Zusammenarbeit mit Kreisbrandmeister Thomas Prinz erarbeitet wurde, ging es genau darum.
Die Brandmeldeanlage löste Alarm aus. Schon beim Anruf in der Einrichtung war klar, es ist Rauch im Haus. Der simulierte Zimmerbrand sorgte nicht nur dafür, dass der gesamte Abschnitt voller Rauch war, sondern es wurde zugleich eine Ausbreitung auf die Stockwerke darüber simuliert. Nachdem die ersten Feuerwehren vor Ort waren, wurde zügig nachalarmiert. Insgesamt waren es zwölf Fahrzeuge, die um das Altenheim ihre Positionen einnahmen. Das sorgte auch für Aufregung in der Bevölkerung. Klar ist nämlich, in dieser Einrichtung wohnen viele Menschen, die in ihrer Bewegung eingeschränkt und auf Hilfe angewiesen sind – ein „Höllenszenario“.
Sicherheit vor Schnelligkeit
Schon bei der Anfahrt war also Vorsicht gefragt. Neben den Schaulustigen waren auch erste Bewohner aus dem Haus gekommen „Sicherheit geht vor Schnelligkeit“ – war hier die Devise. Gekonnt wurden die Fahrzeuge an Ort und Stelle gebracht. Der Innenangriff wurde von der Gartenseite aufgebaut. „Bewohner-Statisten“ galt es auf den Balkonen zu beruhigen. „Es brennt, es brennt, helft mir doch“ – im Ernstfall wären solche Rufe gang und gäbe. Hier gilt es zu beruhigen und die Personen nicht alleine in ihrer Angst zu lassen. Ob die Rettung über Anleitern oder der Drehleiter erfolgen kann oder dann über den Innenangriff mit Atemschutz passiert, das müsse individuell je nach Fitness entschieden werden. Die Schwierigkeit bei einer solchen Einrichtung liege auch darin, dass man nicht im Detail wissen könne, wie viele Personen sich im Gebäude befinden, weil auch Besuch vor Ort sein kann. Bis zum Vollbrand entwickelte sich das Übungsszenario. Die Rauchentwicklung konnte durch die Rauchschutztüren eingedämmt werden.
Wasserleitungen wurden vom Hydranten aufgebaut und zugleich die Wasserentnahme mit den Schwimmsaugern aus dem angrenzenden Schleifmühlbach geprobt. Den Einsatzleitwagen stellte die Wehr aus Dingolfing. Weiter waren Rettungskräfte der Johanniter vor Ort mit dem stellvertretenden Ortsverbandsleiter Andreas Scheuerer, dem organisatorischen Leiter Daniel Haider sowie dem leitenden Notarzt Burghard Pfaff. Dieser teilte im Gespräch mit, im Ernstfall wären bei dieser Alarmierung rund 110 Kräfte des Rettungsdienstes präsent, um sich um die Personen kümmern zu können. Die Feuerwehren würden am Sportplatz Hubschrauberlandeplätze ausweisen und am Volksfestplatz eine weitere Sammelstelle für „Nachschub“. Außerdem wäre der Abrollbehälter „Atemschutz“ zugegen, um ausreichend Gerätschaften für den Innenangriff zu haben.
Eine Herausforderung
15 „Bewohner“ waren verteilt auf acht Zimmer zu retten. Auch ein „ausbüchsender“ Bewohner wurde nachgestellt, der immer wieder zurück auf sein Zimmer wollte. „Ruhe bewahren“ – das sei die Devise, was aber durchaus auch fordert. Die Kräfte aus Reisbach, Steinberg, Failnbach und Frontenhausen waren mit den Atemschutzgeräteträgern im Innenangriff tätig. Die Wehren aus Reith und Englmannsberg sorgten für das Wasser aus dem Gewässer.
Ob Straßensperre oder Absicherung – jede Wehr werde gebraucht. Auch die Kräfte aus Niederreisbach brachten sich ein. Zudem waren die Kräfte gebunden mit dem Aufbau des Leitungsnetzes und der Betreuung der Personen, bis diese an den Rettungsdienst oder die Mitarbeiter übergeben werden konnten. Wertvolle Erkenntnisse konnte aus der Übung gezogen werden. Dank richtete Thomas Prinz zunächst an die Einrichtung selber, dass man „live“ üben durfte. Peter Jobst war der Ideengeber dafür. Das Zusammenspiel aller Beteiligten habe gezeigt, man ist eine schlagkräftige Gruppe, die Hand in Hand arbeitet. Derlei Übungen brauche es, weil gerade hier lassen sich Dinge lernen, an die man bei der Übung im Gerätehaus nicht denkt.
Die Größe des Objekts sei eine Herausforderung, auch was die Kommunikation untereinander betrifft. Angeregt wurde die Anschaffung weiterer Gerätschaften, um bei großen Objekten gerüstet zu sein. Neue Ansätze und Optimierungsmöglichkeiten kristallisierten sich heraus. Die Übung selber dürfe in der Gesamtheit als großer Erfolg gewertet werden. Auch Kreisbrandinspektor Helmut Huber richtete seinen Dank an alle Mitwirkenden, ob Einsatzkräfte, Kommune, Landkreis, Mitarbeiter und auch Statisten, die diese Übung ermöglichten. „Bitten wir den Herr Gott, dass wir nie so einen Ernstfall haben“, begann Bürgermeister Rolf-Peter Holzleitner. Die Arbeitsschritte greifen gut ineinander, man habe ein gutes Feuerwehrgetriebe, das er mit einem geräusch- und lautlosen Getriebe verglich, das gut läuft. Höchstprofessionelle Arbeit werde geleistet.
Die Bereitschaft zur Übung zeige, dass man immer bedacht ist, etwas dazuzulernen. Abschließend richtete Marina Steinberger sich an die Runde und dankte. Man habe bisher nur in der Theorie geübt und Abläufe besprochen. Zu sehen, wie es im Ernstfall lauft, war für alle – Mitarbeiter und Bewohner – ein wichtiges Ereignis.
Als Beobachter waren Kreisbrandinspektor Helmut Huber sowie Kreisbrandmeister Johannes Pichlmayr zusätzlich vor Ort. Auch Landrat Werner Bumeder war zugegen. Er dankte allen Einsatzkräften. Man dürfe froh sein, wenn man auf derlei Ereignisse gut vorbereitet ist und im Ernstfall schnell handeln kann. Dass es Menschen gibt, die sich in ihrer Freizeit für ihre Mitmenschen in Gefahr bringen, das sei einzigartig und nur durch die Feuerwehren leistbar.