Einsatzbereitschaft bleibt gewährleistet
Quelle Text/Bild: Dingolfinger Anzeiger 04.06.2020 Monika Bergbauer
Quelle Bild: Peter Jobst
Einsatzbereitschaft bleibt gewährleistet
Feuerwehr hält Fuhrpark und Gerätschaften in Schuss
Wer die Frontenhausener Straße passiert und einen Blick auf das Feuerwehrgerätehaus wirft, kann oft sehen, dass die Aktiven gerade in den Abendstunden, fleißig vor Ort sind, um Gerätschaften und Fuhrpark „in Schuss“ zu halten. Ober aber, sie sind am Üben für den Ernstfall.
Doch, seit etwa zwei Monaten bleiben die großen Tore fast ausnahmslos geschlossen. Die Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie wirken sich drastisch auf die Stützpunktwehr aus. „Bei der Feuerwehr Reisbach ist es still und ruhig“, so die Aussage von Ersten Vorstand Michael Steiger. Allein schon, um einsatzbereit zu bleiben, gibt es keinerlei Kontakte zwischen den Kameraden, das gesellschaftliche Leben wurde komplett herunter gefahren. Andernfalls droht bei Auftreten der Virusinfektion eines Aktiven der Status 6 – nicht einsatzbereit. Dem baut man weitestgehend vor.
Keine leichte Situation, wie auch die beiden Kommandanten Andreas Beyer und Peter Jobst zu berichten wissen. Derzeit fallen sämtliche Übungen aus. Bisher wurde eine Online-Schulung gegeben, die wie eine theoretische Fortbildung vor Ort ablief. Ansonsten sorgt die Wehr für Angebote zum E-Learning. Zwischenzeitlich wurde die komplette Grundausbildung, die UVV-Schulung und Hinweise für den Atemschutz bereitgestellt. Allerdings, halt nur Theorie. Auf der anderen Seite kann man es den Kameraden wenig verübeln, wenn sie nach einem Tag im Home-Office nicht auch noch in der Freizeit auf den Bildschirm schauen möchten.
Seit 18. Mai gäbe es die Möglichkeit, in Staffelstärke, also mit sechs Personen zu üben. Allerdings nur mit strengen Vorsichtsmaßnahmen. Nach Pfingsten dürfte man in Gruppenstärke - das entspricht neun Personen - üben. In der Realität kaum umsetzbar, weshalb man derzeit noch davon absieht. Allerdings werden Übungen allein deshalb zunehmend erforderlich, weil man Ende Juli das neue Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug 20, kurz HLF20 erhält. Mit diesem Fahrzeug mit hydraulischem Rettungsspreizer wird die Wehr neu gefordert.
Bis man voll einsatzfähig ist, geht ein sehr langer Übungszeitraum voraus, um den aktuellen Standard nahtlos fortführen zu können. Ansonsten gilt: Die Einsatzbereitschaft hat absoluten Vorrang. Es muss unter allen Umständen vermieden werden, dass ein Corona-Fall im schlimmsten Fall die Handlungsfähigkeit einschränkt. Auch beim Einsatz gibt es klare Regelungen mit Maskenpflicht. Kommt es konkret zu Personenkontakt, etwa bei Erster Hilfe, sollen höherwertige Maske und Gesichtsvisier Eigen- und Fremdschutz gewährleisten.
Die Verantwortlichen sind mit den Mitgliedern, sei es aktive wie passive, wenigstens über WhatsApp in Kontakt. Man hält sie auf dem Laufenden, etwa, was den Fortschritt des Erweiterungsbaus anbelangt.
Auch die Vorstandschaft tauscht sich über diesen Weg aus. Vor einigen Tagen traf man sich im Gerätehaus zu einer Sitzung. Es ist aktuell auch nicht erlaubt, eine Dienstversammlung abzuhalten, die jedoch möglichst bald nachgeholt werden soll. Bis dahin möchte man den Mitgliedern die Möglichkeit geben, über einen geschützten Bereich die kompletten Rechenschaftsberichte einzusehen. Wer Interesse daran hat, kann sich unter „info@feuerwehr-reisbach.de“ anmelden und erhält einen zeitbegrenzten Zugang. So möchte man der Informationspflicht nachkommen.
Nach sechs Jahren stehen schon seit mehreren Wochen die kompletten Neuwahlen an. Da diese auch die Kommandanten betreffen, wurden seitens der Gemeinde aufgrund der fortgeschrittenen Zeit mit Peter Jobst und Simon Petrat Notkommandant und dessen Stellvertreter benannt.
Unabhängig von der Situation schreiten die Anbauarbeiten am Gerätehaus für die zentrale Schlauchtrocknungsanlage laut Zeitplan voran. Ende dieser Woche wurde der Dachstuhl montiert. Die Rohinstallation ist ebenfalls bereits erledigt. Auch die Schlauchregalwagen sind schon geliefert. Die beauftragte Firma fragte an, ob sie diesen Auftrag bereits ausführen kann, damit man die Mitarbeiter nicht in Kurzarbeit schicken muss. Da Lagermöglichkeiten vorhanden sind, war das kein Problem. Hand- und Spanndienste können eher weniger ausgeführt werden.
Nicht zuletzt aufgrund der Hygienevorschriften. Allerdings wurden verschiedene Ausräumarbeiten erledigt. Auch ein Teil der Einrichtung wie die neuen Spinde für die Umkleiden werden kurz vor Fertigstellung von den Mitgliedern aufgestellt. Bereits vor etwa zwei Wochen ist die neue Abgasabsaugung installiert worden, nachdem die bisherige nicht mehr der Norm entsprach, wie die Feuerwehrbedarfsplanung ans Licht brachte. Diese Anlage garantiert, dass die Abgase aller Fahrzeuge beim Fahren aus der Halle komplett über das System entsorgt werden. Jedes Fahrzeug ist dazu an einen eigenen Schlauch angeschlossen, der sich eigenständig am Tor abkoppelt. Ein Dank gilt dem Markt Reisbach, der die Wehr tatkräftig unterstützt und beachtliche Mittel investiert. Für Fahrzeug, Anbau und Ausstattung sind es heuer rund 1,5 Millionen Euro.
Bürgermeister Rolf-Peter Holzleitner ist dankbar, dass alle zehn Reisbacher Wehren mit der momentanen Situation so professionell umgehen und trotz Kontakthindernissen die Strukturen und Abläufe vorbildlich am Laufen halten. Hier erkennt man, dass in der Vergangenheit viel geübt wurde und so fast ein blindes Vertrauen und Verstehen wachsen konnte. Gemeinsam wird man auch diese schwere Zeit überstehen und gestärkt für die Zukunft hervorgehen. Die Verantwortlichen sind mit der aktuellen Situation wenig glücklich. Auch, weil man das geplante Gründungsfest im Juli verschieben musste. Nun hofft man darauf, dass im Herbst die Einweihung des Anbaues und die Segnung des neuen Fahrzeuges gebührend gefeiert werden können.